|
Mörderbrillen greifen an
Wer durchblickt, stirbt
Lichtwind · Netvel / Hetty Lerag
Durch einen Reaktorunfall wurde eine Brillenfabrik verstrahlt und stellte nur noch eine einzige Brillensorte her. Die Brillen sahen alle so aus wie Nana Mouskouri ohne Nana Mouskouri. Und sie konnten fliegen!
Die Brillen visierten einen Kopf an, setzten sich selber auf und hielten so fest, daß das Opfer die Brille nicht abnehmen konnte. Sobald das Opfer hindurchblickte, war sein Schicksal besiegelt. Es fiel tot zu Boden. Die Brille aber löste sich und flog weiter. Sie hatte sich mit der Energie des Opfers aufgeladen und war nun auf der Suche nach dem nächsten Opfer.
Den Leuten, die schon eine Brille hatten, konnten die Mörderbrillen nichts anhaben. Also kamen Brillen groß in Mode, und auf der Straße sah man bald nur noch Menschen mit Brillen herumlaufen.
Nana Mouskouri bekam Angst, aus Versehen eine der verstrahlten Brillen aufzusetzen, die auf ihrem Nachtschränkchen lauern konnten, gut versteckt unter ihren eigenen Brillen, von denen sie nicht zu unterscheiden waren. Nana Mouskouri zog die Konsequenzen: sie stieg auf Kontaktlinsen um und ließ sich ihre Brille ins Gesicht tätowieren, damit die Mörderbrillen dachten, sie hätte eine auf.
Die Brillenfabrik produzierte aber immer weiter die Mörderbrillen. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wurde die Fabrik zu einer Brillenvernichtungsfabrik umgebaut. Kampfhubschrauber saugten die fliegenden Brillen mit Saugrohren ein, und in hochgesicherten Gefäßen wurden sie in die Brillenvernichtungsfabrik gebracht. Dort wurden sie in einer Brillenkillermaschine fachgerecht zerlegt und in einer Sondermülldeponie endgelagert.
Falls ihr mal eine übriggebliebene Brille vorbeifliegen seht - Finger zu einer Brille formen, vors Gesicht halten und "Weiße Rosen aus Athen" singen, dann denken sie:
"Ach, das kann nur Nana Mouskouri sein."
- und drehen ab.
|
|